Inhalt

Archivalie des Monats Juli 2014: Eine Hochzeitszeitung aus dem Jahr 1929

Neben der Betreuung von Archivgut, das unmittelbar aus der Kommunalverwaltung stammt, sind Archivare auch bestrebt, Schriftstücke und Fotos aus Privatbesitz zu sammeln. Aus dem Nachlass der Familie Hartung-Pröhl erhielt das Stadtarchiv aufschlussreiche Dokumente. So kann nun mit der Hochzeitszeitung, die vor 85 Jahren zur Vermählung von Fräulein Berta Stöckmann mit Herrn August Prigge herausgebracht wurde, zu einer Zeitreise in das Jahr 1929 eingeladen werden.

Der „Priggen Beek", die nach dem zwischen der heutigen Schlachterei Korte und dem italienischen Restaurant La Trattoria der Böhme zufließenden Priggen Bach benannte Hochzeits-Zeitung, erschien am Dienstag, dem 10. Dezember 1929. Vierseitige Hochzeits-Zeitungen, die von lokalen Druckereien wie L. Mundschenk in Soltau, Adolf Epple in Walsrode oder – wie der „Priggen Beek" – bei Emil Pohlmann in Fallingbostel gedruckt wurden, lehnten sich in der grafischen Gestaltung an jene Elemente an, die seinerzeit bei Zeitungsannoncen benutzt wurden. Dadurch ähneln sich die Hochzeitszeitungen im Erscheinungsbild. Der „Priggen Beek" weist aber eine Besonderheit auf, die die Charakterisierung als „Illustrierte" Hochzeits-Zeitung rechtfertigt: Mit einem Bild der Bootsstation, eines Weges in der Lieth und einer Fotografie wohl des Hochzeitspaares wird mit den Abbildungen auf Fallingbostel Bezug genommen.

Die vollständige Hochzeitszeitung "Priggen Beek" aus dem Jahr 1929



Die Verwendung der Melodie der Nationalhymne, die im „Priggen Beek" beim durch „Das hohe Lied von Fallingbostel" geschah, scheint seinerzeit beliebt gewesen zu sein. Auch im „Homannshofer Generalanzeiger", der zur Vermählung von Heinrich Grünhagen (Homannshof) mit Elisabeth Willers (Stelterhof) am 6. Oktober 1927 herausgegeben wurde, findet sich eine Parodie. Da es in dem der Melodie der Nationalhymne unterlegten Text "Den Damen" keinen Bezug auf das Hochzeitspaar gibt, wird deutlich, das viele Elemente der Hochzeitszeitungen – auch seinerzeit schon – aus Vorlagen übernommen wurden.






Den Damen.
Mel.: Deutschland, Deutschland über alles.

Einsam wär‘ das ganze Leben
Ohne Frau’n auf dieser Welt,
Nutzlos wäre alles Streben,
Eitler Tand nur Glück und Geld;
Männerkraft die müßt erschlaffen,
Denn es spornt zu jeder Zeit
Uns zu ehrlich-treuem Schaffen
Nur die holde Weiblichkeit.

Sie sind uns’re Augenweide,
Machen uns das Leben süß,
Schaffen uns zu großer Freude
Hier ein irdisch Paradies.
Glücklich ist nur der zu preisen,
Dem in Freude und in Schmerz
Zugetan in treuer Liebe
Eines treuen Weibes Herz.

Drum will ich auch immer singen,
Deutsche Frau, dir fort und fort,
Ewig soll dein Lob erklingen
Dir im Liede und im Wort.
Laßt die Gläser uns erheben,
Schallen soll es hell und laut:
Alle Damen sollen leben,
Mutter, Schwester, Weib und Braut.