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Archivalie des Monats Juni 2019: Vom Rückgang der Bienenvölker in alter und neuer Zeit

Vielerorts werden heute Maßnahmen zum Schutz von Bienen und Insekten ergriffen. Als Ursache für das Bienensterben werden die globalisierten, industriell-technische Formen der Landnutzung mit Monokulturen und starkem Einsatz von Pestiziden ausgemacht. Aber auch schon früher gab es einen raschen Rückgang der Bienenzucht zu beklagen, für den das Schwinden der Heideflächen, der Schnuckenherden und des Buchweizenfelds verantwortlich gemacht wurden.

Wilhelm Westermann bedauerte es im 1949 erschienenen ersten Band seiner „Orts-Chronik von Fallingbostel“, dass Schnucken und Bienen auf den Bauernhöfen nicht mehr vorhanden seien, weil vielerorts Bienenzäune abgerissen und Schnuckenställe in Geräteschuppen umgewandelt worden waren. Weiter berichtete er: „Der letzte Berufsimker in Fallingbostel war Grünhagen, der noch eine Lagd [= Bezeichnung für den überdachten Bienenstand der traditionellen Bienenkorbimkerei] und mehr auf dem Stand hatte. Bis zu den Jahren des ersten Weltkrieges stand noch ein großer und geschlossener Bienenzaun in den Wedden, den heutigen letzten Häusern der Freudenthalstraße gegenüber am Böhmeufer. Hier imkerte Chr. Menge mit einer Lagd. Heute liegt die hiesige Imkerei in Händen von Kleinbauern, Arbeitern, Gewerbetreibenden, Beamten und Lehrern, die alles in allem rund 100 Stöcke, Kasten und Körbe halten. […] Wegen der unverläßlichen Heidetracht stellen sich die Imker immer mehr auf Kastenimkerei um, damit die Sommertracht besser genutzt werden kann. Der alte Tischlermeister Bunke hatte bis zu seinem Tode 1939 noch immer einen sogen. Bannkorb in Gebrauch, dessen geschnitzte und bemalte Holzfratze die Diebe und Krankheiten verscheuchen sollte. Im Garten des Landrats steht noch ein alter Bienenstand, in welchem die Frau des Kreishauptmannes Hoppenstedt, Tochter von Quintus, imkerte.“

 

Welche weitreichenden Folgen der Rückgang der Anzahl bzw. der Dichte von Bienenvölkern hat, untermauern aktuell zahlreiche Studien. Dadurch bleibt die Bestäubung durch Bienen aus – was erhebliche Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion haben kann. Deshalb versuchen auch immer mehr Kommunen, dieser verhängnisvollen Entwicklung gegenzusteuern. Auch der Bad Fallingbosteler Stadtrat hat im Februar 2018 beschlossen, dass auf extensiv gepflegten städtischen Flächen zukünftig vorrangig Blumen und Pflanzen angepflanzt bzw. angesät werden sollen, die Bienen und anderen lnsekten Nahrung bieten und eine Artenvielfalt fördern. Wegränder, die sich im Besitz der Stadt befinden, sollen bei ausreichendem Platz verstärkt mit Blühstreifen versehen werden. Auf bienengefährliche Neonikotinoide sowie glyphosathaltige Herbizide wird nach wie vor vollständig verzichtet.