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Archivalie des Monats August 2016: Die Postämter in der Celler Straße (heutige Vogteistraße)

Am 28. Juni 1828 veröffentlichte das General Postdirektorium in Hannover ein für Fallingbostel höchst wichtiges Zirkular. Angekündigt wurde, dass in Fallingbostel eine „Collection" eingerichtet werden sollte. Damit begann die Postgeschichte Fallingbostels.

Das General Postdirektorium teilte am 28. Juni 1828 allen Postämtern, Speditionen und Relais‘ mit: "Versuchsweise soll, vom 1. July d. J. an, zu Fallingbostel eine Collection etablirt werden, über welchen Ort, von diesem Zeitpunkte an, die zwischen Bremen und Celle bestehende (von letzterem Büro ab, nicht ferner über Hademstorf, sondern über Bergen, nach Walsrode, hin und her geleitete) Fahr-Post dirigirt werden wird. Zum Postwärter zu Fallingbostel ist N. N. Meyer ernannt, und sind die Sendungen nach diesem Orte oder dessen Umgegend entweder mit dem Tarif der ersten Progression, nämlich 6 pf. pr. Brief, 2 ggr. pr. 100 Thlr. Silber, 1 1/2 ggr. pr. 100 Thl. Gold, 2 pf. pr. Pfund gute Sachen und 1 1/2 pf. pr. Pfund geringe Sachen zu belegen." Was versuchsweise begann, wurde ein Dauerzustand. Bereits zum 1. Juli 1834 wurde aus der "Collection" in Fallingbostel eine "Spedition".

Die Poststelle wurde 1828 im Hause des Kötners Dietrich Meyer eröffnet. Die "Postmeyers" verwalteten dieses Amt bis zum Jahr 1877. Einfach war der Dienst nicht. Die Briefausträger hatten lange Wege zurückzulegen. Die Straßenverhältnisse waren schlecht. Auf sandigen Wegen fuhren die Postkutschen von Fallingbostel aus nach Soltau und Bleckmar, wo der Anschluss an die auf ausgebauten Chausseen verlaufenden Postlinien nach Hannover, Celle, Hamburg und Bremen hergestellt wurde. Selbst als seit Mitte des 19. Jahrhunderts feste Straßen gebaut wurden, dauerte die Beförderung nach Soltau immer noch 2 1/4 Stunden. Die Strecke nach Walsrode wurde in einer Stunde bewältigt. Nachdem von 1877 acht Jahre lang der Postspediteur Simmer die Postagentur verwaltet hatte, wurde aus ihr 1885 ein Postamt. Es erhielt seine Geschäftsräume in dem von der Kirche gemieteten Pfarrwitwenhaus.

1908 wurde an dieser Stelle das Kaiserliche Postamt gebaut. Dies Gebäude beherbergte bis 1966 die Post. Dann erst konnte der längst erforderlich gewesene Neubau in der Hindenburgstraße bezogen werden (darüber wird in einer späteren Archivalie des Monats berichtet). Während heute Berge von Brief- und Paketsendungen auszutragen oder fortzuschicken sind, erhielten die Fallingbosteler vor 125 Jahren im Tagesdurchschnitt nur 124 Briefe und 11 Pakete. Eingeliefert wurden von ihnen täglich 89 Briefe und 6 Pakete. Als Sitz der Amtsverwaltung wird dabei das Postaufkommen in Fallingbostel – verglichen mit anderen Gemeinden gleicher Größe – sogar überdurchschnittlich hoch gewesen sein.

Mit der Post hielt auch die moderne Technik ihren Einzug. Am 1. Juni 1872 wurde eine Telegraphenleitung durch Fallingbostel gelegt. Dreißig Jahre später, im August 1902, wurden die ersten privaten Teilnehmer an das Fernsprechnetz angeschlossen. Zuvor bestanden nur die öffentliche Fernsprechstelle auf dem Postamt und die amtliche des Kreises. Am 7. Oktober 1931 wurde ein modernes Selbstanschlussamt seiner Bestimmung übergeben. Fallingbostel trat damit in den Kreis der "Landorte mit einem modernen Fernsprechamt" ein. Postmeister Striepe verband damit die Hoffnung: "Möge das neue SA(Selbstanschluss)-Amt zur weiteren blühenden Entwicklung unseres schönen Fallingbostel beitragen. Möge es dazu beitragen, Handel und Verkehr zu heben und zu fördern." Für den Fremdenverkehrsort Fallingbostel war es wichtig, dass dem Wunsch des Verkehrsvereins entsprochen wurde und vor dem Postamt ein Briefmarkenautomat Aufstellung fand.

Durch die Anlegung des Truppenübungsplatzes erhielt das Postamt in Fallingbostel vorübergehend erhebliche Mehrarbeit. Die aus allen Teilen Deutschlands zum Aufbau der Kasernen in großer Zahl nach Fallingbostel gekommenen Arbeiter überwiesen vom hiesigen Postamt aus ihren Lohn an ihre Angehörigen. An den Freitagnachmittagen wurde deshalb die Öffnungszeit des Postamtes um zwei Stunden verlängert. Durch die prompte Einzahlungsmöglichkeit sollte niemand in Versuchung geführt werden, die Wochenlöhnung in der Kantine auszugeben. Im Oktober 1937 wurde auf dem Truppenübungsplatz die Poststelle Oerbke eingerichtet. Ein Jahr später nahm das Zweig-Postamt Fallingbostel-Lager seinen Betrieb auf. Beide Stellen unterstanden vom Oktober 1940 an dem Fallingbosteler Postamt.

Als die Briten am 16. April 1945 Fallingbostel besetzten, wurde auch das Postamtsgebäude beschädigt. Der Leiter des Postamtes, Hoffmann, schilderte im Sommer 1945 die Ereignisse: "Die ersten Schüsse fielen gegen 7 Uhr, kurz darauf wurde die Böhmebrücke gesprengt, dabei gingen etwa 80 % der Fensterscheiben des PA in Trümmer. Um 8 Uhr begann der eigentliche Angriff auf Fallingbostel und dauerte bis 12 Uhr. Der Ort wurde ziemlich stark in Mitleidenschaft gezogen, auch das PA erhielt 5 Panzertreffer. Das Dach und der Dienstraum für den Springschreiber wurden stark beschädigt. Kurz nach 12 Uhr wurde das PA von den Engländern besetzt und die noch vorhandene Post beschlagnahmt. Als Amtsvorsteher durfte ich das PA zunächst auf 24 Stunden nicht verlassen. Durch einen Aushang an der Eingangstür zum PA wurde das Betreten des PA verboten. Es folgten dann tägliche Besuche von Besatzungstruppen, teils zur Kontrolle des PA, aber vorwiegend zur Einschaltung von Leitungen für die englischen Truppen und die Militär-Regierung.

Es war nun unser Bestreben, das PA so schnell wie möglich wieder Instandzusetzen, dieses ist uns mit Hilfe der Gefolgschaft und der Baugemeinschaft in Fallingbostel gelungen. Die Aufräumungsarbeiten und die Abfuhr von Schutt sind von der Gefolgschaft und die Instandsetzungsarbeiten von den hierfür erforderlichen Handwerkern ausgeführt. (...) Der Postbetrieb läuft nun auch wieder allmählich an, leider ist es uns nicht möglich, das gesamte Personal wieder zu beschäftigen, ein Teil mußte entlassen werden. Wir wollen hoffen und wünschen, daß es unseren gemeinsamen Anstrengungen gelingen möge, zum Wohle Deutschlands die Deutsche Reichspost wieder besseren Zeiten entgegen zu führen."

Hoffmanns Wunsch erfüllte sich nur zum Teil. Das Leben normalisierte sich allmählich. Briefe und Pakete wurden wie gewohnt befördert. Mit immer mehr Staaten im Ausland wurde der Postverkehr wieder aufgenommen. Doch die Teilung Deutschlands hatte zur Trennung der Deutschen Reichspost von der Deutschen Bundespost geführt.