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Archivalie des Monats Dezember 2016: Alle Jahre wieder – die Weihnachtsfeier

„Weihnachtsfeier, Substantiv, feminin" lautet im Online-Duden der Eintrag zu einem Wort, das erstmals 1371 in einer Städtechronik auftauchte („jaur in den weichennächt feyren"). Mag damals vor allem die häuslich-familiäre Feier gemeint sein, so wird das Wort heute eher in der Bedeutung einer anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfests veranstalteten Feier gebraucht – beispielsweise auf der Arbeitsstelle oder in Vereinen. Als Zeichen der allmählichen Rückkehr zur Normalität mag es gewirkt haben, dass1946 wieder eine Weihnachtsfeier für Rat und Verwaltung von Fallingbostel stattfand.

Am 23. Dezember 1946 veranstaltete der Gemeinderat in der direkt neben der Kirche gelegenen Gaststätte „Heidekrug" eine Weihnachtsfeier für die Gemeinderatsmitglieder mit sämtlichen Bediensteten der Gemeindeverwaltung. Wenn ausdrücklich eine „kurze" Feier angekündigt wurde, so könnte ein Grund dafür gewesen sein, dass in Zeiten des Schwarzmarkts mehr einfach nicht möglich war.

1949 – Fallingbostel hatte zum 1. April diesen Jahres die Stadtrechte verliehen bekommen –wurde dann schon weitaus aufwändiger gefeiert. Die Ausgaben bei durchweg Fallingbosteler Geschäften beliefen sich insgesamt auf 259,71 DM – angefangen von 2,56 DM für Butter über 8,00 DM für Brötchen, 20,40 DM für Wurstwaren, 26,20 DM für Fleischwaren, 30,00 DM für Kaffee bis zu 112,55 DM für „Getränke etc." im „Bahnhofs-Hotel" von H. Bente. Hinzu kamen 60,00 DM für Musik von Bruno Politt, weshalb davon auszugehen ist, dass auch das Tanzbein geschwungen wurde. Da sich Bürgermeister Willi Neddenriep mit 25,00 DM an den Kosten beteiligte und sogar zwei „Raten" der Sitzungsgelder in Höhe von jeweils 42,00 DM für diesen Zweck verwendet wurden, blieben aus dem Stadtsäckel nur 150,71 DM zu begleichen.

Richtig offiziell wurde die Weihnachtsfeier dann 1951: Damals beschäftigte sich der Finanz- und Personalausschuss in seiner Sitzung am 3. Dezember mit dem Thema. Der Ausschuss schlug der Stadtverordnetenversammlung (also dem heutigen Stadtrat) vor, „auch in diesem Jahre wieder eine Weihnachtsfeier abzuhalten" und Weihnachtszuwendungen nach den gesetzlichen Bestimmungen zu gewähren, wonach „die Sätze von 1938 zu Grunde zu legen" waren. Unter dem offiziellen Briefkopf der Stadt wurden die Angestellten und Arbeiter von Stadtdirektor Dittmer ins „Hotel zum Böhmetal" eingeladen. Die schlechten Zeiten waren vorbei, so dass nun zum Auftakt ein warmes Abendessen angekündigt werden konnte. Und möglich war es nun auch, jeden Angehörigen der Verwaltung um das Mitbringen eines kleinen Geschenkartikels zu bitten, der einen Wert von 1,50 DM nicht zu übersteigen brauchte. Dienen sollte er „der allgemeinen Bescherung". Das sollte in den Augen von Stadtdirektor Dittmer für die „Herren Stadtverordneten" (Damen saßen damals nicht im Stadtrat) und die Ehrengäste Sparkassendirektor a. D. Helmut Gossing, Rektor Hans Stuhlmacher und Bezirksflüchtlingsbetreuer Hans Amling Ansporn sein, sich diesem Vorgehen anzuschließen und auch einen „Geschenkgegenstand in Form eines Päckchens" zu Beginn der Weihnachtsfeier am Eingang abzugeben.

Im Jahr darauf gab es bei der Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung eine Stimmenthaltung bei der Abstimmung über die „Abhaltung einer Weihnachtsfeier". Welche Gründe den Stadtverordneten zu seiner Enthaltung bewogen haben, lässt sich nicht mehr herausfinden. Aber offensichtlich war es jetzt auch für die Angehörigen der Stadtverwaltung attraktiver, „anstelle der Weihnachtsfeier lieber einen Ausflug zu unternehmen". Wie Stadtdirektor Dittmer in der Erläuterung eines Umlaufbeschlusses des Finanz- und Personalausschusses am 12. Mai 1953 ausführte, hatten die Angehörigen der Verwaltung für diesen Zweck seit einigen Monaten gespart. Am 16. Mai 1953 wollten sie um 7.00 Uhr zu einem Busausflug ins Weserbergland starten. „Zeit und Stunde wurden deshalb für diesen Tag bestimmt, weil einmal kein ganzer Arbeitstag verloren gehen soll und zum anderen, weil die Fahrtkosten nicht so hoch sein sollten." Das schien die Mitglieder des Finanz- und Personalausschusses zu überzeugen, denn die vier Stadtverordneten Homann, Nülle, Leiditz und Kühl stimmten zu.

Liest man die Protokollierung von Punkt 8 der Sitzung des Verwaltungsausschusses am 8. Dezember 1959, dann drängt sich der Eindruck von durchaus unterschiedlichen Interessen auf. Es heißt: „Der Ausschuß kommt zu der Auffassung, daß es nicht zweckmäßig ist, die mit den Bediensteten der Stadt vorgesehene Weihnachtsfeier der Ratsherren noch in diesem Jahr zu veranstalten. Der Gedanke einer gemeinsamen Feier soll jedoch nicht aufgegeben werden. Es sind Überlegungen anzustellen, auf welche Art und Weise eine solche Feier finanziert werden kann." Und damit schließt dann die Akte…

Auszug aus der Akte "Weihnachtsfeier und Betriebsausflug", Stadtarchiv Bad Fallingbostel, Bestand 1, Signatur 323