Inhalt

Archivalie des Monats September 2017: Großer Brand in Fallingbostel am 16. Juni 1893

Die Statuten der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr von Fallingbostel waren gerade ein halbes Jahr zuvor am 29. November 1892 genehmigt worden, da musste die Wehr auch schon am 16. Juni 1893 zu einem großen Brand ausrücken, dem 32 Gebäude zum Opfer fielen.

Der Eintrag im Chronik-Buch der Feuerwehr beschränkt sich auf die wesentlichen Angaben: „16. Juni 1893 – Bei dem großen Brande von Fallingbostel trat die freiwillige Feuerwehr mit ihrer neuen Spritze zuerst in Tätigkeit u. erwies sich diese als hervorragend leistungsfähig." Mit Bleistift wurde später dann noch darunter gesetzt: „32 Gebäude vernichtet". In der Randspalte wird auf „Seite 20 dieser Chronik" verwiesen. In dem dortigen „Verzeichnis der Feuersbrünste, bei welchen die Feuerwehr tätig gewesen ist", findet sich aber auch nur die Auflistung, dass der zweite Einsatz der Feuerwehr – nach einem als „Kleinfeuer" eingestuften Scheunenbrand bei Wiechmann am 7. Mai 1893 – dann am 16. Juni ein „Großer Brand" mit verheerenden Folgen war: „32 Gebäude abgebrannt".

Wer mehr über den „Großen Brand" erfahren möchte, kann dies in Wilhelm Westermanns „Orts-Chronik von Fallingbostel" und Hans Stuhlmachers „Chronik des Kreises Fallingbostel – Der Zeitabschnitt von 1866 bis 1900". Fügt man die Informationen beider Berichte zusammen, so lässt sich folgender Ablauf rekonstruieren:

Am Freitag, dem 16. Juni 1893, wurde Fallingbostel von einem Großfeuer heimgesucht, während viele Fallingbosteler in Walsrode zur Tierschau in der Eckernworth waren. Das Feuer brach um 15.30 Uhr in einem Schuppen zwischen den dicht aneinandergrenzenden Häusern von Kaufmann Schmidt (später Niemann) und Bäcker Lanzendorf aus. Ein Holzstapel des Bäckers stand gleich lichterloh in Brand. Das Feuer erreichte durch die seit Monaten herrschende Dürre und leichten Wind in kürzester Zeit eine große Ausdehnung. Es erstreckte sich bald über das Lanzendorfsche Wohnhaus, dann über die beiden dem Kötner Prüser gehörigen Wohnhäuser. Durch Drehung des Windes breitete sich das Feuer bald über folgende Gebäude aus: Wohnhaus des Kaufmanns Schmidt, Wohnhaus und Nebengebäude des Gastwirts Schlimm, Wohnhaus und Nebengebäude von Wildung (Dehnken), Nebengebäude des Kaufmanns Zuberbier, Nebengebäude des Gastwirts Ohland, Wohnhaus und Nebengebäude von Rubach (Heischen), Wohnhaus und Nebengebäude des Kötners Meyer und Wohnhaus von Müller. Das Kötner Bostelmannsche (Timmermanns) Wohnhaus, das von der Brandstätte etwa 200 bis 300 Meter entfernt lag und durch Eichen geschützt war, wurde durch ein fliegendes brennendes Stück Speck entzündet und brannte in kurzer Zeit völlig nieder.

Der Feuerwehr gelang es, die schon in Brand geratenen Filterschen Gebäude zu sichern, ebenso konnten die Wohnhäuser der Kaufleute Norden und Zuberbier sowie des Gastwirts Ohland gerettet werden. Entspannt wurde die Situation durch ein Drehen des Windes nach Nordosten, doch ohne den Einsatz von mehreren Spritzen wäre der Brand noch weitaus schlimmer geworden. Es war dies das erst Mal, dass die Handdruck-Abprotz-Spritze, die im Februar 1893 nebst Zubehör für 1.450 Mark von der Feuerspritzenfabrik Louis Tiedow in Hannover beschafft worden war, in Aktion trat. Wirksame Hilfe leisteten außer der Gemeindespritze die Spritzen der Turnerfeuerwehr und der Stadt Walsrode, die Spritzen aus Dorfmark, Düshorn, Ostenholz, Visselhövede und die im Gegensatz zu den Handspritzen am effektivsten arbeitende Dampfspritze der Firma Breiding aus Soltau. Fünfzehn Familien wurden obdachlos und retteten fast alle nur das nackte Leben. Es lagen zehn Wohngebäude und 22 Nebengebäude in Asche. Viel Vieh kam in den Flammen um. Zur Linderung der Not bildete sich ein Hilfsausschuss. Am 1. Januar 1894 fand eine große Spendensammlung statt, bei der im Ort und in nächster Umgebung neben Kleidungsstücken und Lebensmitteln 2166,50 Mark für die Abgebrannten gesammelt wurden. Die bei dem Brand vernichtete Fahne des Kriegervereins war schon am 26. November 1893 ersetzt worden.