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Archivalie des Monats April 2018: Bestattung von Leichen sowjetischer Kriegsgefangener

Die erschütterndsten Dokumente, die sich im Stadtarchiv Bad Fallingbostel befinden, spiegeln das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Rundschreiben wider, die sich in den Akten zwischen banalen Schriftstücken finden – so als handele es sich um etwas ganz Normales. Im Juni 1942 sind zwischen der Einladung zur Teilnahme an der jährlichen Räumung der Böhme und dem Runderlass über die Erhöhung der Schlagkraft der Freiwilligen Feuerwehren und Pflichtfeuerwehren Ausführungen von Landrat Backhaus über die „Bestattung von Leichen sowjetischer Kriegsgefangener durch die Gemeinden" eingereiht.

In seinem Rundschreiben vom 20. Juni 1942 an die Bürgermeister im Kreise einschließlich des Heeresgutsvorstehers des Truppenübungsplatzes Bergen-Belsen erklärt Landrat Backhaus, dass Bestattungen, wenn irgend möglich, auf schon bestehenden Friedhöfen zu erfolgen hätten. Als Begräbnisort sei ein entlegener Teil des Friedhofs zu wählen. Feierlichkeiten und Ausschmückungen der Gräber hätten zu unterbleiben. Bei der Anlegung neuer Gräber sei ein gebührender Abstand von schon bestehenden Grabstellen einzuhalten.

Wörtlich heißt es dann: „Auch im übrigen ist zur Kostenersparnis, soweit möglich und zweckmässig, wegen der Leichenüberführung (Gestellung von Fahrzeugen) mit Dienststellen der Wehrmacht in Verbindung zu treten. Für die Überführung vom Sterbeort bis zum Begräbnisplatz ist ein Sarg nicht erforderlich. Die Leiche ist mit starkem Papier (möglichst Öl-, Teer- oder Asphaltpapier) oder sonst geeignetem Material vollständig einzuhüllen. Im übrigen ist die Überführung und Bestattung unauffällig durchzuführen. […] Bei gleichzeitigem Anfall mehrerer Leichen ist die Bestattung in einem Gemeinschaftsgrab vorzunehmen. Hierbei sind die Leichen nebeneinander (aber nicht übereinander) in der ortsüblichen Grabestiefe zu betten. […] Die Kosten sind so niedrig wie möglich zu halten."

So schrecklich diese Beschreibung im Amtsdeutsch ist, was hier angeordnet wird, ist reiner Euphemismus, verglichen mit den Zuständen beim Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener 1941/42. Hinrich Baumann hat auf S. 424 seines 2005 erschienenen Buchs „Die Heidmark. Wandel einer Landschaft. Die Geschichte des Truppenübungsplatzes" Fotos abgedruckt, die zeigen, wie die nackten Leichen der sowjetischen Kriegsgefangenen auf Ackerwagen gestapelt und so zu den Massengräbern in der Nähe des Stalag XI D transportiert wurden. Dort wurden sie vom Wagen einfach heruntergekippt und dann in Massengräbern verscharrt.

Rundschreiben von Landrat Backhaus vom 20. Juni 1942: Bestattung von Leichen sowjetischer Kriegsgefangener