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Archivalie des Monats April 2021: Fallingbostels Gasanstalt nimmt 1910 ihren Betrieb auf

Am 31. Januar 1910 war es so weit: Das erste Gaswerk wurde in Fallingbostel in Betrieb genommen und leitete das Ende der Zeiten des Kienspans, des Tranküsels und des offenen Herdfeuers ein. Abends um 19.00 Uhr erstrahlten bereits die Straßen des Ortes in hellem Gaslaternenschein. Außer der Gemeinde, die Hauptabnehmerin des Leuchtgases war, erhielten noch 45 Häuser Gaszuleitungen. Bereits bis 1914 verdreifachte sich diese Zahl.

Die Anlage einer Gasanstalt hatte der Gemeinderat am 2. Juni 1908 beschlossen. Allerdings zeigten sich viele Fallingbosteler auf mehreren Versammlungen, die zur Kundengewinnung abgehalten wurden, noch sehr reserviert. Sie waren eher für die Elektrifizierung des Ortes. Der Mühlenbesitzer Rubach trat dieser Ansicht aber entgegen. Er führte zur Begründung an, dass Gas den elektrischen Strom nicht fernhalten könne, wohl aber würde es nach einem Anschluss der Gemeinde an das Stromnetz schwerlich noch zur Errichtung eines Gaswerks kommen. Rubach war auch überzeugt, dass in Zukunft kaum noch kleine Gemeindeelektrizitätswerke sinnvoll wären, sondern Großkraftwerke das ganze Land versorgen würden. Der Mühlenbesitzer hatte Recht: Nur wenige Jahre nach der Inbetriebnahme des Gaswerks wurde Fallingbostel 1914 an das Netz eines Überlandwerkes angeschlossen, ohne dass die Gemeinde dies selber hätte übernehmen müssen. Später ging das Stromnetz in den Besitz der HASTRA über.

 

Erbaut wurde die Fallingbosteler Gasanstalt 1908/1909 als Privatbesitz des Gasfachmanns Burgemeister, Celle, der als Inhaber internationaler Patente einen sehr guten Ruf hatte. Zehn Jahre nach ihrer Einweihung wurde die Gasanstalt dann am 1. Januar 1920 durch Kauf Gemeindeeigentum. Als Gastmeister stellte die Gemeinde Chr. Bruns ein. Der jährliche Gasverbrauch im Ort belief sich bereits auf 139.000 cbm und betraf namentlich Kochen und Heizen, nur noch in geringem Umfang die Beleuchtung. Als Nebenprodukte aus der Gasanlage fielen Koks, Teer, Ammoniak und Graphit an.