Archivalie des Monats Januar 2021: Winter in der Heide
Als Märchenland wird die Heide in der Regel nur zur Zeit ihrer Blüte betrachtet. Dass diese Landschaft aber zu allen Jahreszeiten ihren Reiz entfaltet, haben nicht nur „Heidedichter" wie Hermann Löns (1866-1914) oder der Tietlinger Wilhelm Asche (1882-1955) gezeigt, sondern auch Fotografen eingefangen. Selbst im Winter entfaltet die Heide eine besondere Stimmung, wie ein Gedicht von Wilhelm Asche und Postkarten vom Ende der 1950er Jahren belegen.
Winter in der Heide
Wenn im Schlummer liegt die Erde
Und die weiße Decke strahlt,
Wenn die graue Schnuckenherde
Um Wacholder bunt sich malt,
Wenn die Schafe munter scharren
Bis der Ginster zu Gesicht,
Durch die Luft die Bussarde schnarren,
Ist die Heide ein Gedicht.
Wenn die Sonn‘ am Himmelsrande
Hinter Bergen müd‘ sich talt,
Und mit ihrem Feuerbande
Goldig-rot die Heide malt,
Wenn der Mond heraufgestiegen
Mit dem matterhellten Licht,
Um Wacholder Schatten liegen,
Ist die Heide ein Gedicht.
Wenn der Fuchs durch Winterheide
Seine rauhe Stimme schickt,
Wenn das Wild am Rand der Weide
Und der Häh‘r im Traum erschrickt,
Wenn der Eule dumpfe Klage
Weithin die Stille bricht,
Sind des Winters schönste Tage,
Und die Heid‘ ist ein Gedicht.
Wilhelm Asche