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Archivalie des Monats Juli 2019: Einweihung des Denkmals für Heinrich Guichard von Quintus-Icilius im Jahr 1864

Schon ein Jahr, nachdem der seit 1834 in Fallingbostel wirkende Oberamtmann Heinrich Guichard von Quintus-Icilius (1798-1861) verstorben war, wurden Pläne für die Errichtung eines Denkmals für diese herausragende Persönlichkeit entwickelt. In der Festschrift „100 Jahre Sparkasse zu Fallingbostel 1838 – 1938“ werden zeitgenössische Berichte über die Realisierung dieses Vorhabens und die Einweihung des Denkmals am 7. Oktober 1864 wiedergegeben. Auch wenn uns die umständlichen Satzkonstruktionen und der emphatische Sprachduktus fremd sein mögen, wird dadurch doch erst deutlich, wie hoch angesehen Quintus-Icilius nicht nur für die Fallingbosteler, sondern allgemein für die „Amtseingesessenen“ war.

 

Abschrift der eingescannten Berichte:

 

Am 6. März 1862 erließ der Vorstand der Sparkasse folgenden von F. Schmidt, H. Fuhrhop,

C. H. Pröhl, H. Röders, H. H. von Alven, Fr. Grütter, H. Fuhrhop und H. H. Meyer unterzeichneten Aufruf:

 

„Wir wissen es zwar, daß der hochverehrte Mann, den der Tod so unerwartet uns entrissen, in seinen Werken das schönste und ehrendste Denkmal sich selbst gesetzt hat; wir wissen es nicht minder, daß in den Herzen Derer, mit welchen und für welche er in 27 Jahren gelebt und gestrebt hat, sein Andenken lebendig ist und stets lebendig sein wird; aber wir glauben auch, daß wir nur eine heilige Pflicht erfüllen, wenn wir aus Stein und Erz ein bleibendes Zeichen unserer innigen Verehrung, unserer aufrichtigen Dankbarkeit auf die Nachwelt bringen, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder das Bild des Mannes vor Augen haben, dessen Leben ihren Vätern und Vorvätern und ihnen selbst so segenbringend gewesen ist.

 

In diesem Sinne und im Vertrauen auf die von Vorstehern und Eingesessenen so vielfach bereits ausgesprochene Übereinstimmung sind wir, die Gerichtsvorsprachen der alten Amtsvogtei in Fallingbostel und Soltau, zwei der Vorsteher des Nebenanlageverbandes der vormaligen Gerichte Cordingen und Stellichte, und der Bürgermeister der Stadt Walsrode, als Vertreter der Corporationen, über welche die Wirksamkeit des Verstorbenen vorzugsweise sich erstreckte, zusammengetreten, um zunächst an die Eingesessenen dieser Bezirke die Aufforderung zu richten, ihre Kräfte zu vereinigen, um dem Oberamtmann v. Quintus-Icilius in Fallingbostel, als dem Orte, welcher der Mittelpunkt seiner Tätigkeit gewesen, ein Denkmal zu errichten.

 

Wir hegen die Hoffnung, daß die Eingesessenen vertrauensvoll es uns überlassen werden, die weiter erforderlichen vorbereitenden Maßregeln zu treffen, und werden nicht unterlassen, demnächst vor der Ausführung selbst eine fernere Mitteilung zu machen.

 

Die Unterschriften, sowie die Beiträge werden von den Gemeindevorstehern entgegengenommen werden.“

 

Weiter möge eine urkundliche Nachricht anläßlich der Einweihung des Denkmals in Fallingbostel folgen:

 

„Das Denkmal, welches die Eingesessenen des Amts Fallingbostel und die Landgemeinden des Kirchspiels Soltau als Interessenten der hiesigen Sparkasse dem weiland Oberamtmann v. Quintus-Icilius in Fallingbostel errichtet, wurde am 7. Oktober 1864 enthüllet und hielt der Oeconom Friedrich Schmidt sen. in Fallingbostel bei dieser Feier folgende Rede:

 

Verehrte Anwesende, liebe Freunde!

 

Der heutige Tag, die Feier des heutigen Tages, ruft zwei anscheinend sich widerstrebende Gefühle in uns hervor. – Zunächst ist es Schmerz, Betrübnis und Kummer, welche unsere Herzen erfüllen, der heutige Tag erinnert uns zu lebendig an den großen Verlust, welchen wir durch den Tod unseres theuren unvergeßlichen Oberamtmann v. Quintus-Icilius erlitten, heute werden die kaum vernarbten Wunden, welche jener Tod uns geschlagen, noch einmal schmerzlich wieder aufgerissen. Heute tritt das theure Bild des geliebten Todten in seiner menschenfreundlichen Liebenswürdigkeit vor unsere Seele und fühlen wir es tief und schwer, daß es ein Scheiden auf Nimmerwiedersehen gewesen ist. O! – der Gedanke ist schmerzlich und thut wehe. Doch wir dürfen und wollen nicht murren, wollen uns vielmehr in Demuth beugen unter die gewaltige Hand des allmächtigen, aber auch allweisen und allgütigen Gottes, wir wissen ja, daß unsere Wege nicht immer seine Wege sind, wissen ja, daß sein unerforschlicher Rathschluß die Geschicke der Menschen lenkt, anders fallen läßt als menschliche Berechnung es sich gedacht, doch wir wissen auch, daß er dennoch alles herrlich ausführt und geben wir deshalb Gott die Ehre und rufen aus: „Was Gott thut, das ist wohlgethan“.

 

Wenn uns dieser Gedanke lebendig beseelt und aus voller Überzeugung kommt, o! dann gibt er uns auch Kraft, den Schmerz zu besiegen, dann gibt er uns Kraft, einem anderen Gefühle Platz zu machen:

 

Einer gewissen Freudigkeit, einer Freudigkeit, daß es uns gelungen ist, unsere Dankbarkeit und Liebe gegen den geliebten Todten durch Errichtung des Monuments tatsächlich an den Tag zu legen, daß es uns gelungen ist, der Nachwelt zu beweisen, daß in den Sechziger Jahren des Neunzehnten Jahrhunderts hier keine undankbaren Menschen gelebt, daß es uns gelungen ist, unter die vielen Denkmäler, welche der geliebte Todte sich selber, im ganzen Amte, in allen Gemeinden, auf allen Landstraßen gesetzt hat, hier im Mittelpunkt seiner Wirksamkeit, dieses Monument zu seinem Andenken zu errichten. O! sehen Sie, verehrte Anwesende, diese Freudigkeit hat auch ihre Berechtigung, sie ist dem Schmerz und Kummer entsprossen und gibt uns Trost und Beruhigung.. –

 

O! möchte der theuren von Quintus‘schen Familie, der hochverehrten Frau von Quintus, ihren Kindern und Kindeskindern und allen, welche dem geliebten Todten verwandtschaftlich angehören, dieser Tag nicht auch blos ein Tag des Kummers und des Schmerzes sein, möchte vielmehr das Bewußtsein, daß Tausende mit ihnen geweint, daß Tausende ihren Schmerz geteilt, daß die Liebe und Dankbarkeit von Tausenden, dem geliebten Todten ins Grab gefolgt ist, o! möchte dieses schöne Bewußtsein sie auch trösten und beruhigen und aus ihrem Schmerz erheben. O! wenn der heutige Tag dazu beitragen könnte, wir wollten ihn als einen doppelt gesegneten preisen. –

 

Und nun verehrte Anwesende, gestatten Sie mir, daß ich noch einen Blick zurück in die Vergangenheit werfe, daß ich mit wenig Worten der gesegneten Wirksamkeit des geliebten Todten gedenke, nicht als ob ich Ihnen etwas Neues vortragen könnte, nein Sie Alle wissen, was er für uns getan. Nur einige Hauptzüge seiner gesegneten Wirksamkeit darf ich Ihnen ins Gedächtnis rufen. Auch denke ich mir dabei, daß im Laufe der Jahre hier auf dieser Straße tausende von Wanderern und Reisenden ziehen werden, wovon viele hier stillstehen und fragen werden, wer war der Mann? und was hat er getan, daß man ihn so hoch geehrt, daß man sein Andenken der Nachwelt zu bewahren gesucht? O! meine verehrten Anwesenden wir könnten ihn einfach auf die Inschrift am Monumente verweisen, welche also lautet:

 

Oberamtmann Heinrich Guichard

genannt v. Quintus-Icilius

geb. den 6. Mai 1798, gest. den 19. Mai 1861.

Dem Andenken des deutschen Mannes voll thatkräftiger aufopfernder Liebe für die Menschheit, für sein Vaterland und für sein Amt, in tiefer Verehrung und Dankbarkeit gewidmet von den Eingesessenen des Amts Fallingbostel und den Landgemeinden des Kirchspiels Soltau.

 

Wir könnten es hierbei bewenden lassen, allein das lebendige Wort ist dem todten Buchstaben vorzuziehen und deshalb wollen wir dem fragenden Wanderer antworten, oder unsere Nachkommen sollen ihm antworten:

 

„Das war der Beamte, dessen Wirksamkeit für das hiesige Amt eine gesegnete war, das war der Mann, welcher dahin strebte, daß der Bauer und seine Grundstücke frei wurden, welcher die Ablösungen förderte, wie und wo er konnte. Das war der Mann, welcher Theilungen und Verkoppelungen ins Leben rief und sie zu einem raschen gedeihlichen Ende zu führen suchte, damit die Landwirtschaft einen höheren Aufschwung nehme. Das war der Mann, welcher die Communication im Amte zu erleichtern suchte, welcher danach strebte, daß Landstraßen gebaut, Gemeinde-Communicationswege hergerichtet wurden, damit der Verkehr erleichtert und die Wohlhabenheit gehoben werde. Das war – o! vergessen Sie es nicht zu sagen – das war der Hauptbegründer des großen schönen Instituts unserer Sparcasse, welche schon seit Jahren segensreich gewirkt, wovon wir schon seit Jahren goldene Früchte geerntet und wovon unsere Nachkommen sie noch in einem höheren Maße ernten werden. Der Begründer des Instituts, welches seine Zweige nicht blos über das Amt, nicht blos über die Provinz, nein tief ins Land hinein ausbreitet und auch da indirekt Ablösungen fördert, Landstraßen bauen hilft und große landwirtschaftliche Verbesserungen ermöglicht.“

 

Sehen Sie, verehrte Anwesende, wenn wir dem fragenden Wanderer diese Antwort geben, o! dann wird der Mann seinen Hut abnehmen und wird sprechen:

 

„Ja, der verdiente, daß man ihn so hoch geehrt, der Mann verdiente, daß man sein Andenken der Nachwelt zu bewahren gesucht; das war ein großer, das war ein braver Mann! sanft ruhe seine Asche!“

 

Jetzt habe ich noch eine Pflicht der Dankbarkeit zu üben und zwar gegen den Herrn Baurat Hase, welcher den Plan und die Zeichnung zu diesem Monument gemacht, gegen den Herrn Bildhauer Dopmeyer, dessen Künstlerhand die Statue verfertigt, gegen den Herrn Steinhauer Schäfer, dessen Meisterhand den übrigen Theil des Monuments gearbeitet, ihnen allen gebührt unser Dank, den ich hiemit im Namen des ganzen Baukomitees im Namen aller Amtseingesessenen und aller Sparcassen-Interessenten öffentlich ausspreche.

 

Möge Ihnen diese Arbeit Freude gemacht haben, möge es Ihnen eine Genugtuung sein, sich selber und ihrer Kunst und Wissenschaft mit diesem Monument ein Denkmal gesetzt zu haben.

 

Jetzt meine verehrten Anwesenden wäre der schöne Augenblick gekommen, wo die Hülle von unserem Quintus-Denkmale fallen könnte! – womit wir es dann der Öffentlichkeit übergeben wollen. – Und lassen Sie uns dem Andenken an den geliebten Todten noch eine stille Minute widmen, indem wir unsere Häupter entblößen.

 

O! möge der Geist des geliebten Todten aus seinen lichten Höhen segnend auf uns und auf seine Werke herabblicken, o! dann sind wir, dann sind sie gesegnet! – “

 

Beschreibung

der Enthüllung des von Quintus-Denkmals nach einem Bericht der Hannoverschen Tagespost:

 

„Fallingbostel, den 7. Oktober 1864

 

Heute fand hier die feierliche Enthüllung des Denkmals für den Oberamtmann v. Quintus statt. Eine zahlreiche Versammlung von Eingesessenen des Amts Fallingbostel und der Landgemeinden des Kirchspiels Soltau hatte sich gegen 2 Uhr in und vor dem Amtshause eingefunden. Die Mitglieder des Comitees für die Errichtung des Denkmals, den Öconomen Schmidt an der Spitze, begaben sich nach der Wohnung des Regierungsraths Hoppenstedt, um sowohl diesen (den Schwiegersohn des Oberamtmanns v. Quintus) als auch die Söhne des Letzteren, welche sämtlich sich eingefunden hatten, abzuholen. Alsdann begab sich der Zug nach dem Denkmale wo zunächst vom hiesigen Gesangverein das Lied: „Vergiß ihn nicht!“, vorgetragen wurde. Hierauf hielt der langjährige, treueste Freund des Verewigten, Öconom Schmidt sen., einen längeren, schwungvollen Vortrag. Der Redner entwickelte in kurzen, kräftigen Zügen ein Bild von der rastlosen Thätigkeit des Verstorbenen, von seinen Verdiensten um das Wohl Aller, um die Förderung des Landstraßenbaues, der Theilungen und Verkoppelungen, der Ablösung gutsherrlicher Lasten und wie er namentlich als Hauptbegründer der Sparkasse, deren Thätigkeit weit über das hiesige Amt, ja weit über unsere Provinz hinausreiche, um die Ablösungen zu befördern und Landstraßen bauen zu helfen, sich selbst ein Denkmal für alle Zeiten gesetzt hat. Endlich dankte der Redner allen denen, welche zur Errichtung dieses Denkmals behülflich gewesen seien, insbesondere dem Baurat Hase, unter dessen Leitung das Werk geschaffen, dem Bildhauer Dopmeyer, welcher die Figur, und dem Steinhauermeister Schäfer in Hannover, welche die übrigen Arbeiten an dem schönen Monumente vollendet. – Nach diesem Vortrage ergriff der hiesige Geistliche, Pastor Blumenthal, das Wort. Er hob hervor, wie der Verstorbene durch Gründung von Friedensgerichten einander widerstrebende Parteien zu versöhnen gesucht, durch das Geschenk des silbernen Abendmahlsgeräthes für Kranke (Oblatenteller und Kelch) sein ächt religiöses Herz offenbart habe; der Kirchenvorstand habe deshalb mit Freuden seine Zustimmung dazu gegeben, daß dieses Denkmal hier auf dieser Kirchhofsmauer errichtet werde. Nachdem dann noch die ganze Versammlung den Choral: „Nun danket alle Gott!“ gesungen, war die Feier, welche vom schönsten Herbstwetter begünstigt wurde, zu Ende. Am Abend sah man das Denkmal mit duftigen Kränzen, auch mit einem schönen Lorbeerkranze geschmückt. Das Denkmal besteht in einer lebensgroßen, aus Osterwalder Sandstein gehauenen Figur, umgeben von einem im gothischen Style aufgeführten Monumente. Am Sockel befindet sich die Inschrift: Oberamtmann Heinrich Guichard, genannt v. Quintus-Icilius, geb. 6. Mai 1798, gest. 19. Mai 1861. Dem Andenken des deutschen Mannes voll thatkräftiger, aufopfernder Liebe für die Menschheit, für sein Vaterland und für sein Amt in tiefer Verehrung und Dankbarkeit gewidmet von den Eingesessenen des Amts Fallingbostel und der Landgemeinden des Kirchspiels Soltau 1864.“ –

 

Auch ist ein Bienenkorb, das Symbol im Siegel der Sparcasse mit der Jahreszahl 1838 (das Jahr der Eröffnung der Casse) angebracht. Und so steht das Denkmal nun vor uns als ein öffentliches Zeugnis der Dankbarkeit, die wir einem Manne schulden, der unser Wohlthäter, der unser Stolz, der unser Liebling ist. Das volle Bild des Lebens ragt in Stein vor uns auf; vor uns steht der große Tote mit dem Gesamtausdruck seines Wirkens, seines Denkens und Thuns, wir sehen ihn, wie er war in seinem ganzen herrlichen Wesen, und wir wissen, was wir verehren sollen beim Aufschauen zu seiner verewigten Gestalt: – ein Vorbild für alles Edle, Große und Schöne!“