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Archivalie des Monats Juni 2015: Festschrift 20 Jahre Patenschaft Stadt Fallingbostel – Stadt Rummelsburg (1983)

Im Jahr 1963 übernahm die Kreisstadt Fallingbostel die Patenschaft für die Kreisstadt Rummelsburg. 1983 konnte das erste große Jubiläum „20 Jahre Patenschaft" gefeiert werden. Aus diesem Anlass erschien zum Patenschaftstreffen, dass am 17. Und 18. September 1983 in der Fallingbosteler Heidmark-Halle stattfand, eine kleine Festschrift.

Neben dem Programm für die seinerzeit erwarteten 2.100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Patenschaftstreffens und den obligatorischen Grußworten finden sich in der Festschrift auch Beiträge über die Städte Fallingbostel und Rummelsburg, dem heutigen Miastko, eine Vorstellung des Kur- und Ferienorts im Grünen und eine grafische Darstellung der Entwicklung der Teilnehmerzahlen beim Patenschaftstreffen, das im zweijährigen Rhythmus veranstaltet wird. Die Festschrift kann über den folgenden Link als PDF-Dokument geöffnet und heruntergeladen werden.

Festschrift 20 Jahre Patenschaft Stadt Fallingbostel - Stadt Rummelsburg



Mittlerweile ist diese Festschrift selbst zu einem kleinen Zeitdokument geworden, eröffneten sich doch durch den Fall des Eisernen Vorhangs neue Perspektiven für die Patenschaftsarbeit, auf die 2013 anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Patenschaft hingewiesen werden konnte. Damals schrieb Stadtarchivar Dr. Wolfgang Brandes für eine Ausgabe von „Rummelsburger Land", der Zeitschrift des „Heimatkreises Rummelsburg e. V." einen kleinen Beitrag, der nachfolgend wiedergegeben ist:

Ein Gedenkstein an der Einmündung der Walsroder Straße in die Düshorner Straße gleich gegenüber des Neubaus der Kreissparkasse, die Benennung „Rummelsburger Straße" und die „Rummelsburger Heimatstube" in einem Treppenspeicher des „Hofes der Heidmark" zeugen im Stadtbild Bad Fallingbostels von einer Patenschaft, die vor 50 Jahren begründet wurde. Nachdem der Landkreis Fallingbostel 1957 die Patenschaft für den Heimatkreis Rummelsburg erklärt hatte, unternahm die Kreisstadt Fallingbostel am 21. Juli 1963 den gleichen Schritt gegenüber der Kreisstadt Rummelsburg.

Von den zahlreichen neuen Bürgern, die durch die Kriegswirren in den Kreisort verschlagen worden waren und annähernd zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahl geführt hatten, wussten die Fallingbosteler, dass mehr noch als die materielle Not die Vertriebenen der Verlust der Heimat schmerzte. In ideeller und materieller Hinsicht sollte die Patenschaft die Rummelsburger unterstützen. Zugleich sollte sie aber auch ein Zeichen dafür sein, dass die in der unmittelbaren Nachkriegszeit allgegenwärtigen Spannungen im Verhältnis der Einheimischen zu den Evakuierten, Flüchtlingen und Vertriebenen der Vergangenheit angehörten.

Fünf Jahrzehnte wird diese Patenschaft nun schon intensiv gelebt. Sie wird keineswegs als „Pflichtübung" betrachtet und beschränkt sich auch nicht auf wenige offizielle Begegnungen, sondern es finden auch über die zweijährigen Patenschaftstreffen hinaus viele Gespräche in angenehmer Atmosphäre statt. Ein kontinuierlicher Meinungsaustausch hat zu einer engen Freundschaft beider Partner geführt. Die offene, zukunftsgerichtete Haltung der Verantwortlichen des Heimatkreises Rummelsburg hat dazu beigetragen, im öffentlichen und politischen Leben ein hohes Maß an Verständnis für die besonderen Belange der Heimatvertriebenen zu schaffen. Nicht nur in Veröffentlichungen und Vorträgen zur Stadtgeschichte wird auf die Rummelsburger eingegangen oder bei Führungen auf dem „Hof der Heidmark" auf die Rummelsburger Heimatstube hingewiesen, auch das „Komitee Städtepartnerschaften Bad Fallingbostel" betrachtet die Kontaktpflege zu den Rummelsburgern als ein wichtiges Anliegen.

So fand nicht nur das, was 1963 noch als Hoffnung ausgesprochen wurde, seine Verwirklichung, sondern angesichts des einschneidenden Wandels, der sich nach dem Zusammenbruch des Ostblocks vollzog, wies die Patenschaft vordem nicht vorstellbare Perspektiven auf. Schon frühzeitig nutzten die Heimatkreisorganisationen ihre Kontakte, um Begegnungen zwischen offiziellen Repräsentanten aus Miastko und Bad Fallingbostel anzubahnen und wurden so zum Motor der im Jahr 2000 begründeten offiziellen Städtepartnerschaft und der parallel dazu ins Leben gerufenen Schulpartnerschaft.

Eine Patenschaft kann nichts Statisches sein, dann wäre sie zum Sterben verurteilt. Sie muss gelebt und mit Inhalten gefüllt werden, die in die Zukunft weisen. Einen solchen Prozess zu begleiten, wird die Herausforderung der kommenden Jahre sein. Die Stadt Bad Fallingbostel wird sich dafür einsetzen, dass Bewahrenswertes fortgeführt werden kann, aber auch neuen Bedürfnissen entsprochen wird. So wie die Rummelsburger stets offen und mit großer Herzlichkeit auf die Stadt Bad Fallingbostel zugegangen sind, will sich auch die Stadt weiterhin engagiert in die Patenschaftsarbeit einbringen. Zu tun gibt’s dabei genug, wobei immer das Wort von Thomas Morus (1477/78-1535) das Handeln prägen sollte: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme."