Archivalie des Monats Oktober 2014: Wilhelm Westermann berichtete vor 100 Jahren über das Kur- und Wanderleben „Im Paradies der Heide"
Im Auftrag der Bezirkslehrervereine Lüneburg und Celle kam 1914 in zwei voluminösen Bänden mit 835 und 987 Seiten das „Lüneburger Heimatbuch" heraus. Am Schluss des ersten Bandes konnte der Fallingbosteler Lehrer und spätere Orts-Chronist Wilhelm Westermann das Kur- und Wanderleben „Im Paradies der Heide" vorstellen – und damit beste Werbung für den Ort machen.
Otto und Theodor Benecke gelang es, in dem von ihnen herausgegebenen „Lüneburger Heimatbuch" einen umfassenden Überblick über „Land und wirtschaftliches Leben" im ersten Band und über „Volk und geistiges Leben" im zweiten Band zu geben. Ein in Aussicht genommener dritter Band, der dem Geschichtlichen gewidmet sein sollte, erschien – vermutlich auf Grund des Ersten Weltkrieges – nicht mehr. Aber auch so sind die beiden vorliegenden Bände, die 1925 und 1927 in überarbeiteter Form eine zweite Auflage erlebten, eine unverzichtbare Quelle für alle an der Region der Lüneburger Heide Interessierten geblieben.
Mag uns manche Darstellung mit den damals üblichen Begrifflichkeiten wie Volkstum oder Scholle auch heimattümelnd anmuten, der Ansatz von Otto und Theodor Benecke war keineswegs ausschließlich auf eine idyllische Betrachtung der Vergangenheit gerichtet. Bewusst wurde den Bänden als Motto ein Vers Emanuel Geibels vorausgesetzt:
Am guten Alten
In Treue halten
Am kräft’gen Neuen
Sich stärken und freuen
Wird niemand gereuen.
Diesen Vorsatz zu verwirklichen, verlangte den Herausgebern einiges ab. 2.000 Briefe wurden mit den Verfassern der einzelnen Beiträge gewechselt – und doch gelang es ihnen nach eigenem Eingeständnis nicht immer, den Autoren das „behagliche Verweilen beim Volksleben früherer Jahre" abzugewöhnen. So blieb Otto und Theodor Benecke in dem bereits 1913 verfassten Vorwort nur die Klage: „[…] aber zwinge einer die durch Anschaulichkeit und Freundlichkeit des alten Volkslebens verwöhnten Schriftsteller. Viele machen vor dem Wandel zur Gegenwart am liebsten die Augen zu. Als ob es nicht auch eine gute n e u e Zeit gäbe!"
Wilhelm Westermanns Beitrag über den Fremdenverkehr in Fallingbostel führt nun genau in die damalige Gegenwart. Er ist ein höchst aufschlussreiches Zeitbild über die Bedeutung des Tourismus‘ für einen von der Einwohnerzahl her nicht gerade bedeutenden Ort. Als „Paradies der Heide" aber entfaltete Fallingbostel eine große Anziehungskraft.