Inhalt

Archivalie des Monats Oktober 2020: Besondere Grüße aus Fallingbostel

Die meisten Postkarten zeigen Hotels und Pensionen, in denen die Sommerfrischler untergekommen sind, schöne Ortsansichten, idyllische Landschaftsmotive oder Sehenswürdigkeiten. Es gibt aber auch Postkarten mit besonderen Grüßen, bei denen die Wirklichkeit nicht fotografisch abgebildet, sondern mit dem Zeichenstift leicht karikiert wird.

Fallingbostel mochte vor 90 Jahren zwar stolz auf seinen Ruf als „Paradies der Heide" sein, doch es gab auch Stimmen, die sich mit den Zuständen in den „Roaring Twenties" nicht anfreunden konnten. Wilhelm Westermann, Lehrer und Ortschronist, der damals in Zeitungen und auch in Rundfunksendungen für einen Aufenthalt in Fallingbostel warb, klagte, durch den „lauten Vergnügungsrummel" sei aus dem „Paradies der Heide" ein „St. Pauli der Heide" geworden: „Die Not der Zeit und ihre Armut waren unter wilden Vergnügungen und hemmungslosem Sichausleben verdeckt."

 

Diese Kritik könnte sich auch auf die drei Herren beziehen, die zu nächtlicher Stunde über den heutigen Kirchplatz wanken und wohl nur noch lallen können:

 

Grad aus dem Wirtshaus komm‘ ich heraus,

Marktplatz, wie wunderlich siehst du mir aus!

 

 

 

 

 

 

 

Statt Wein, Bier und Schnaps wurde dann seit 1952 in Fallingbostel die Wasserkur nach Pfarrer Kneipp angepriesen. Da manche Anwendung auf den ersten Blick eher wie ein Zweikampf erscheinen mochten, dürfte der eine oder andere Patient gedacht haben: „Lerne leiden, ohne zu klagen…". Nun, gut Ding will Weile haben, und konnte es heißen:

 

Auch sie, die man hier lächeln sieht,

Zum Schluß erschöpft vom Kampfplatz zieht.

 

 

 

 

 

 

Eine Kur kostet Kraft, verlangt sie doch das aktive Mitwirken der Patienten. Der eine oder andere Gast dürfte sich deshalb gegen Ende des Gesundheitsaufenthalts durchaus nach Hause gesehnt haben:

 

Die besten Grüsse send‘ ich Dir

aus meiner stillen Klause;

setz mir mein gutes Bett instand,

ich komme jetzt nach Hause.

 

Mein Herz das bleibt mir stille steh’n

Vor Freude auf ein Wiederseh’n.

Dies ist die letzte meiner Karten,

in Kürze kannst Du mich erwarten!

 

Aber wiedergekommen sind dennoch viele Gäste nach Fallingbostel. Einige tankten sogar Jahr für Jahr hier Gesundheit. Die damalige Kurverwaltung konnte jedenfalls in durchaus beachtlichem Maße Ehrungen für den 10. oder 20. Aufenthalt in Fallingbostel vornehmen.