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Datum: 01.10.2021

Archivalie des Monats Oktober 2021: 125 Jahre »Per Express nach Fallingbostel«

Auch wenn die Geschwindigkeit nicht unbedingt expressmäßig war, die Eröffnung der knapp 26 Kilometer langen Eisenbahnstrecke Walsrode-Fallingbostel-Dorfmark-Soltau von 125 Jahren am 1. Oktober 1896 brachte überaus wichtige Impulse für die Entwicklung des Ortes. Ohne die Eisenbahn, wäre das „Paradies der Heide“ im Dornröschenschlaf verblieben und hätte keinen Aufschwung als beliebter Fremdenverkehrsort gefunden.

Bild vergrößern: Postkarte "Grüße per Express", gelaufen im Jahr 1905
Postkarte "Grüße per Express", gelaufen im Jahr 1905

Allerdings mussten die Fallingbosteler lange Jahre warten, bis aus den Plänen Wirklichkeit wurde. Als dann 1891 endlich die Regierung die von den Fallingbostelern favorisierte Streckenführung genehmigte, wurden Böllerschülle vom Tütberg abgefeuert. Im Juni 1891 fand nach einem Fackelzug durch den Ort im „Hotel zur Lieth“ ein Eisenbahnfest statt, bei dem 600 l Freibier ausgeschenkt wurden und das „Lied der Fallingbosteler“ zum ersten Mal erklang, das der Bürstenmacher D. Pröhl in recht holprigen Versen gedichtet hatte. Auch wenn es noch weitere fünf Jahre dauerte, bis die Eisenbahnstrecke eingeweiht werden konnte, die Eisenbahnbegeisterung der Fallingbosteler kann man sich kaum besser eingefangen vorstellen, als in diesem Lied:

Nun endlich kommt nach langer Wahl,

Die Eisenbahn ins Böhmetal,

Die das wollten hintertreiben,

Mögen uns gewogen bleiben,

     Die Eisenbahn kommt bald, ja, ja,

     Jupp heidi, jupp heida,

     Ins Böhmetal hurra!

Ja, dann auf dem Fahrplan steht,

Wann es nach Fallingbostel geht,

Von Hannover, Kaltenweide

Nach dem Paradies der Heide

     usw.

Bild vergrößern: Bau der Eisenbahnbrücke in Höhe des heutigen Hallenbades
Bau der Eisenbahnbrücke in Höhe des heutigen Hallenbades

Auch steht's in Möllers Kursbuch dann,

Auf welcher Station man kann,

Von der Uelzen-Bremer Strecke

Nach hier biegen um die Ecke.

     usw.

Bringt sie uns dann von nah und fern,

Viel Fremde, sehen wir so gern,

Aus Hannover, Hamburg, Bremen

Und woher sie sonst noch kämen.

     usw.

Bild vergrößern: Bekanntmachung zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke
Bekanntmachung zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke

Denn doch ein Fremder gerne sieht,

Bei Fallingbostel mal die Lieth,

Klettert gar bei größter Hitze

Auf die Klinter Liethbergspitze.

     usw.

Und wär's auch einer gar vom Rhein,

Labt er sich an dem Liter Wein,

In dem Tale, wo so helle,

sprudelt die Gesundheitsquelle.

     usw.

Bild vergrößern: Einweihung des Fallingbosteler Bahnhofs am 1. Oktober 1896
Einweihung des Fallingbosteler Bahnhofs am 1. Oktober 1896

Ist die Bahn nur sekundär,

Sind dennoch dankbar wir gar sehr,

Allen, die behülflich waren,

Daß wir hier mit Dampf bald fahren.

usw.

Dann geht es schnell von Dorf zu Dorf,

Wo wird verladen Holz und Torf,

Und wir dann fahren zum Besuch,

Stracks über Dorfmark, Jettebruch.

     usw.

Bild vergrößern: Die Lieth vom Bahnhof ausgesehen - Postkarte aus dem Jahr 1898
Die Lieth vom Bahnhof ausgesehen - Postkarte aus dem Jahr 1898

Und weiter auch nach Soltau dann,

Wo dann, wenn wir kommen an,

Die Freunde rufen: Je mi ne,

Fallingbosteler je juch he!

usw.

In Soltau geht’s dann hopp, hopp, hopp,

Da wird getanzt im Schottsch-Galopp.

Und damit wir bleiben munter,

Trinken wir auch mal mitunter.

     usw.

Bild vergrößern: Der Fallingbosteler Bahnhof um 1900
Der Fallingbosteler Bahnhof um 1900

Und zwar bis jeder hat genug,

Und nicht verpaßt den letzten Zug,

Sondern schon im Wagen krimmelt,

Wenn die Glock zur Abfahrt bimmelt.

     usw.

Und wenn dann keiner bricht das Genick,

Sind wir bald von dort zurück.

Werden, eh‘ wir’s uns versehen,

Wieder auf dem Bahnhof stehen.

     usw.

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Der Fallingbosteler Bahnhof auf einer Postkarte aus dem Jahr 1907

Drum schwingen wir heut wohlgemut,

Hoch unsere Mützen, hoch den Hut,

Singen, daß es laut erschalle

Und es weithin wiederhalle:

     Die Eisenbahn kommt bald, ja, ja,

     Jupp heidi, jupp heida,

     Ins Böhmetal, hurra!

Auf das „Jupp heide, jupp heida!“, das Pröhl nach jeder Zeile einfügte, wurde hier verzichtet.