Archivalie des Monats November 2021: 50 Jahre Heidmark-Halle
Vor 50 Jahren entstand in Fallingbostel eine auch für sportliche Zwecke ausgelegte Mehrzweckhalle, die die Zentralität der Kreisstadt stärken sollte. Bei der Namensfindung für die an der Soltauer Straße am Rande des Schützenplatzes gebaute Halle bat die Stadt die Bevölkerung um Mithilfe. Allerdings beteiligten sich nur 15 Personen an dem Wettbewerb, bei dem dreimal der Vorschlag Heidmark-Halle gemacht wurde. Auf diesen Namen einigte sich der Stadtrat.
Allerdings regten sich nun Stimmen, die zu Bedenken gaben, ob damit nicht etwas zu häufig die Heidmark in Fallingbostel beschworen würde. Ein Fallingbosteler dichtete:
„In Fallingbostel wird gebaut,
modern und kühn, wenn man's beschaut.
Breiteste Straßen, Hallenbad,
daß jeder Nutzen davon hat.
Das letzte Bauwerk war die Halle
für viele Zwecke und für alle.
Gesucht ward dann ein stolzer Name
für diese vielseitige 'Dame'.
Im Rat entschied man, 'Heidmark-Halle'
sei passend hier in diesem Falle.
'Oh, wie vernünftig!' schrieb -si-;
von Heidmark hat genug man nie.“
Zur Erläuterung: Mit dem Kürzel -si- zeichnete Rudolf Klessing seine Artikel in der Walsroder Zeitung. Das Gedicht fuhr fort:
„Das 'Haus der Heidmark' ist bekannt
landauf, landab im Heidesand.
Ein 'Heidmark-Stadion' für den Sport,
das hat man auch bereits am Ort.
'Heidmark-Halle' ist nun frisch.
War wirklich einig man am Tisch?
Heidmark - Heidmark - Monotonie,
wo blieb da die Phantasie?“
Trotz dieses Vorwurfes bürgerte sich der Name ein. Bald schon nahm niemand mehr Anstoß an ihm. Die Heidmark-Halle konnte im November 1971 in Betrieb gehen. Regierungspräsident Dr. Frede lobte aus diesem Anlass Fallingbostels vorausschauende Planung, wies aber auch darauf hin, dass die Stadt einen hohen Anteil an den Kosten von 1 Millionen DM für die Halle, 290.000 DM für die Einrichtung und 270.000 DM für die Außenanlagen getragen habe und erhebliche Folgelasten auf sie zukämen. Stadtdirektor Dittmer unterstrich, weshalb sich die Stadt zu diesem Schritt durchgerungen habe. Er verwies darauf, dass Fallingbostel durch die Anlegung des Truppenübungsplatzes Bergen eine Schwächung seiner Zentralität habe hinnehmen müssen, weil dem Kreisort wichtiges Hinterland genommen worden sei. Durch die Ansiedlung von Kraft habe sich ein gewisser Ausgleich ergeben. Auf die politischen Themen eingehend, die damals Rat und Verwaltung bewegten, setzte Dittmer hinzu: „Gebietsreform und Finanzreform, die sich bereits deutlich abzeichnen, können den so mühsam errungenen Ausgleich wieder infrage stellen, und so wird man sich intensiv darum sorgen müssen, Einrichtungen zu schaffen, die der Stärkung der Zentralität und der Wirtschaftskraft dienen und der Stadt Fallingbostel auch künftig den Status eines funktionsfähigen Grundzentrums sichern.“
Eine solche Rolle vermochte die Heidmark-Halle auszufüllen, da sie bis zu 1.900 Personen Platz bot. Die Halle war 62,5 m lang und 36,6 m breit, die freie Nutzfläche betrug 1.830 m². Sie verfügte über eine volleingerichtete Küche mit einer Leistung von 1.000 Portionen in der Stunde, insgesamt vier Theken, einem besonderen Barraum. Für den Sportbetrieb waren Spielfeldmarkierungen für Handball, Tennis, Volleyball sowie Basketball und Bodenverankerungen für Turngeräte installiert. Für Tischtennis konnten bis zu 30 Platten aufgestellt werden. Das Freigelände betrug 10.000 m². Beim Bau der Halle wurden 12.500 m Kabel verlegt, 3.100 m Holzpfetten eingebaut. Die Dachfläche betrug 3.000 m². Es wurden 140.000 Klinker verarbeitet.
Zur Einweihung der Halle trat am 6. November 1971 Rex Gildo mit den Valendras auf. Am Tag darauf spielten für die Jugend die Popgruppen Frumpy aus Deutschland und Man aus England. Bunt blieb das Veranstaltungsprogramm auch weiterhin. In der Heidmark-Halle traten so unterschiedliche Künstler auf wie die Les Humphries Singers, Insterburg & Co, Udo Jürgens, die Münchner Freiheit und Marius Müller-Westernhagen. Die Stars der Volksmusik gaben sich ein Stelldichein: die Wildecker Herzbuben, die Kastelruther Spatzen, die Zillertaler Schürzenjäger, Godewind oder Marianne und Michael, sie alle lockten aus dem weiten Umkreis Besucher nach Fallingbostel. Bei dem gemeinsamen Benefiz-Konzert von Chor und Philharmonie Gomel mit der Walsroder Kantorei erklang klassische Musik in der Heidmark-Halle.
Doch damit erschöpfte sich die Nutzung der Halle bei weitem noch nicht: Rassehundeschauen, Reptilienbörsen und Großimkertage, Eisbeinessen der Feuerwehr, Heideblütenfest der Polizei, Schützenfeste, DRK-Wohltätigkeitskonzerte mit Kapellen der Bundeswehr, des Bundesgrenzschutzes und der Briten, der SVE-Kinderkarneval oder das Rummelsburger Patenschaftstreffen, die WZ-Sport-Gala, Kurdenhochzeiten und Flohmärkte, all dies fand in der Heidmark-Halle oder auf ihrem Außengelände statt.
Zu den mehrtägigen Großveranstaltungen zählten die Heide-Schauen, die als weithin Beachtung findende Regionalmessen seit 1980 veranstaltet wurden, und die Landesjugendzeltlager des Niedersächsischen Schützenverbandes. Firmenmessen, die sich an geladenes Fachpublikum wendeten, gehörten genauso zur Nutzung wie Werbe- und Verkaufsfahrten.
Sorgen bereitete den Stadtverantwortlichen eine Veranstaltung im Oktober 1983. Gern hätten sie darauf verzichtet, durch sie negativ in die Schlagzeilen zu kommen, doch rechtlich besaß die Stadt keine Möglichkeit, der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) die Mietung der Heidmark-Halle für die Durchführung ihres zweitägigen Bundesparteitages zu untersagen. Eine Vermietung hätte nur dann unterbunden werden können, wenn die Verfassungwidrigkeit der NPD vom Bundesverfassungsgericht ausdrücklich festgestellt worden wäre. Dennoch fiel es manchem gegen die ultra-rechte Partei eingestellten Bürger schwer, zwischen dem Wünschenswerten und dem rechtlich Erreichbaren zu unterscheiden.
Am 1. und 2. Oktober wurde die Heidmark-Halle mit einer Stacheldrahtabsperrung umgeben. 2.500 Gegendemonstranten kamen nach Fallingbostel. Die Polizei war mit 1.000 Beamten im Einsatz. Während in der Innenstadt weitgehend friedlich demonstriert wurde, verwickelten 200 militante, vermummte Demonstranten die Polizei in eine Straßenschlacht, bei der 39 Polizeibeamte Verletzungen erlitten. Die Walsroder Zeitung sprach davon, die Szenen, die sich in Fallingbostel abspielten, hätten die Überschrift „Bürgerkrieg“ verdient. Eine solche Veranstaltung wie der NPD-Bundesparteitag blieb glücklicherweise ein Einzelfall.
Ganz anders zeigte sich die Heidmark-Halle in jüngster Zeit: Als Impfzentrum für den gesamten Heidekreis erfüllte sie während der Corona-Pandemie eine wichtige Aufgabe. Und was selten geschieht: Es gab nur Lob für die Durchführung. Niemand hatte das Gefühl einer "Massenabfertigung", sondern man fühlte sich einfach gut aufgehoben bei den zahlreichen Helferinnen und Helfen.
„Hat die Halle die Erwartungen der Kreisstadt erfüllt?“ So fragte die Walsroder Zeitung aus Anlass ihres zehnjährigen Bestehens. Ein Fragezeichen zu setzen, erschien durchaus berechtigt. Viele Stars waren nach Fallingbostel gekommen. Das Programm konnte sich sehen lassen. Und doch, aus buchhalterischer Sicht wurden bereits damals „Schönheitsfehler“ bemängelt. Das heißt: Die Halle arbeitete nicht kostendeckend. Ein weiterer Wermutstropfen: Bestimmte Veranstaltungen brachten eine Belastung der Anwohner mit sich, die diese nicht mehr zu tragen bereit waren. Eine direkte Zufahrt von der Kreisstraße Fallingbostel-Soltau wurde ebenso gefordert und später mit dem Kreisverkehr dann auch erstellt wie der Verzicht auf einige Veranstaltungsformen. Und dennoch bewegt auch heute noch die Frage, ob die Halle die Erwartungen erfüllt hat, die Gemüter. Selbst wenn die Stadt die Halle nunmehr seit einigen Jahren verpachtet hat, bleibt die Aufgabe, einen Ausgleich der verschiedenen Interessen herbeizuführen und neben dem Imagegewinn auch die Wirtschaftlichkeit der Heidmark-Halle zu erreichen. „Quo vadis Heidmark-Halle?“, diese Frage stellt sich den Politikern im Stadtrat nach wie vor.