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Archivalie des Monats November 2023: Auf einem Prospekt des Verkehrsvereins führen vor 85 Jahren alle Wege nach Fallingbostel

Ob von Bremen, Hamburg, Lüneburg, Uelzen, Berlin, Magdeburg, Leipzig, Hannover, Göttingen oder Minden, auf einem 20 x 50 cm großen Faltblatt des Verkehrsvereins aus dem Jahr 1938 führen alle Wege nach Fallingbostel. Was den aus diesem Einzugsbereich kommenden Gästen geboten wird, illustriert der Prospekt mit zahlreichen Abbildungen.

Bild vergrößern: Auf der Karte des Faltblatts liegt Fallingbostel inmitten der sich in weitem Umkreis befindenden großen Städte
Auf der Karte des Faltblatts liegt Fallingbostel inmitten der sich in weitem Umkreis befindenden großen Städte

Ausgiebig widmet sich das Faltblatt den Naturschönheiten, die der Ort und seine Umgebung aufweisen. Aber auch die vielfältigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung werden angepriesen. Doch lesen und sehen Sie selbst:

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Vorderseite des Prospekts des Verkehrsvereins Fallingbostel
Bild vergrößern: Rückseite des Prospekts des Verkehrsvereins Fallingbostel
Rückseite des Prospekts des Verkehrsvereins Fallingbostel

Fallingbostel am lieblichen Wiesental der Böhme, mit seinen nach allen Richtungen führenden ansteigenden, von mächtigen Linden beschatteten Straßen, muß jeden Erholungsuchenden anziehen. Der Schmuck der Heidelandschaften ist so mannigfaltig, wie er in solch buntem reizendem Wechsel selten zu finden ist. Lönsfreunde suchen die Ruhestätte und das Denkmal des Dichters in der Tietlinger Heide auf. Der Böhmefluß bietet Gelegenheit zum Rudern und Angeln. Einen besonderen Anziehungspunkt bildet die neue Freibadeanlage im schönsten Teile des Böhmetales. Ihre Größe entspricht den Vorschriften des Deutschen Schwimmverbandes und bietet auch Sportvereinen Gelegenheit zur Abhaltung von Wettkämpfen. Außer der Freibadeanstalt mit großer Spiel- und Liegewiese ist auch eine Warmwasser-Badeanstalt vorhanden, herrliche Buchenwaldungen unmittelbar am Ort, besonders die Lieth mit ihren schönen Ruheplätzen, bieten Spaziergänge in staubfreier Luft. Aber auch größere Wanderungen in weitgestreckte Heideflächen und die den Ort einschließenden Bauernwälder und Staatsforsten haben mit Fallingbostel als Ausgangs- und Endpunkt hierzu wegen der reichen Abwechslung allergrößte Beliebtheit gewonnen. Fallingbostel bietet in seinen sauberen Bürger- und Wirtshäusern, sowie Fremdenheimen den Kurgästen alle nur erdenklichen Annehmlichkeiten. Der Sportplatz befindet sich in tadelloser Verfassung. Tennisplatz ist vorhanden. Kegelbahnen laden Kegelklubs zum gesunden Sport ein. Der tanzlustigen Jugend ist in den Lokalen fast täglich Gelegenheit zum Tanzen gegeben.

Bild vergrößern: Verkehrsbüro des Verkehrsvereins am Bahnhof - später genutzt als Wehrmachtsauskunftsstelle für die in Fallingbostel ankommenden Soldaten
Verkehrsbüro des Verkehrsvereins am Bahnhof - später genutzt als Wehrmachtsauskunftsstelle für die in Fallingbostel ankommenden Soldaten

Allerdings war der Fremdenverkehr im Ort starken Veränderungen ausgesetzt. Vorbei waren die Zeiten, an denen wie im August 1937 fünf Sonderzüge – zwei aus Sarstedt und jeweils einer aus Hannover, Harburg und Hamburg – einen „Fremdenverkehrssonntag erster Klasse“ bescherten. Die Anlegung des Truppenübungsplatzes Bergen wirkte sich auch auf den Fremdenverkehr aus. Da die landschaftlich schönsten Gebiete auf dem Truppenübungsplatz lagen, konnten sie nicht mehr von Fallingbostel aus erwandert oder mit dem Fahrrad, der Pferdekutsche oder gar dem Automobil erreicht werden. Lediglich ein Ausflug zu den Sieben Steinhäusern war noch möglich – allerdings mit der im Prospekt genannten Einschränkung: „Mit Genehmigung der Kommandantur nur bei geöffneter Schranke mit Ausweis zu betreten Sonnabends ab 14 Uhr bis Sonntags abends. Das gleiche gilt auch für das übrige Gelände. Ausweise im Verkehrsbüro am Bahnhof erhältlich.“

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Titelbild des Faltblatts

Die Hotels, Pensionen und Privatzimmer-Anbieter in Fallingbostel fanden ihre Gäste jetzt in Angehörigen, die ihre auf dem Truppenübungsplatz zur Ausbildung befindlichen Söhne, Freunde oder Ehemänner besuchen wollten. Auch an Arbeiter und Ingenieure, die beim Bau der Kasernen des Truppenübungsplatzes oder der Autobahn beschäftigt waren, wurden Zimmer langfristig vermietet. Soldaten nutzten das Kino im „Hotel zum Böhmetal“ und natürlich auch die Gastwirtschaften. Davon lässt das Faltblatt für „1938 ff.“ (Hinweis unter dem Titelfoto), also die auf 1938 folgenden Jahre, kaum etwas ahnen.

31.10.2023