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Archivalie des Monats November 2025: Torfabbau durch den Dorfmarker Unternehmer Karl Reimann nach dem Zweiten Weltkrieg im Ostenholzer Moor

Heute wird der Torfabbau zu Feuerungszwecken oder für Blumenerden sehr kritisch gesehen. Jährlich werden durch den Abbau und Verbrauch von Torf in der Europäischen Union Treibhausgasemissionen in Höhe von circa 21,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten freigesetzt. Im Hinblick auf die Klimakrise gilt es, auf den Torfabbau zu verzichten. In den Notjahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Torf als Brennmaterial und Rohstoff aber dringend benötigt. 

Bild vergrößern: In riesigen Haufen wurden die aus dem Ostenholzer Moor gewonnen Torfstücke gestapelt.
In riesigen Haufen wurden die aus dem Ostenholzer Moor gewonnen Torfstücke gestapelt.

Auch Karl Reimann, der 1920 in Dorfmark eine Zimmerei gegründet hatte, die sich im Laufe der Jahre zu einem der größten holzverarbeitenden Betriebe in der ganzen Gegend entwickelte, betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg Torfabbau im Ostenholzer Moor. Er gründete dazu die „Niedersächsische Torfbetriebs-G.m.b.H.“. In dem 1955 vom Gerhard Stalling Verlag herausgegebenen Buch „Der Regierungsbezirk Lüneburg und seine Wirtschaft“ wird diese Firma mit sehr interessanten Fotografien vorgestellt. Der Eintrag über Karl Reimanns Firma hat folgenden Wortlaut:

Bild vergrößern: Mit einer schmalspurigen Feldbahn wurden die Torfstücke zum Bahnhof Hademstorf transportiert.
Mit einer schmalspurigen Feldbahn wurden die Torfstücke zum Bahnhof Hademstorf transportiert.

1945, als alles verloren schien, ging der Unternehmer Baumeister Karl Reimann aus Dorfmark daran, das Ostenholzer Moor mit seinen ungeheuren Weißtorfbeständen industriell zu erschließen. Sein Ziel war es, die vielen arbeitslosen Flüchtlinge und Landeingesessenen dieses industriefernen Moorgebietes in Arbeit und Brot zu bringen. Während sich andere Betriebe die Brenntorfgewinnung als Betriebsziel setzten, erblickte Karl Reimann, auf weite Sicht gesehen, in der Herstellung von Presstorfballen für die Landwirtschaft und Industrie seine große wirtschaftliche Aufgabe.

Bild vergrößern: Die gepressten Torfballen warten auf normalspurigen Eisenbahnwagen auf den Weitertransport.
Die gepressten Torfballen warten auf normalspurigen Eisenbahnwagen auf den Weitertransport.

Im Ostenholzer Moor – 1945 noch ein unaufgeschlossenes, menschenleeres Gebiet – liegt heute der mit dem Bahnhof Hademstorf durch eine kilometerlange Werkbahn verbundene aufblühende Torfbetrieb der NTB. Damals Elend und Arbeitslosigkeit – heute Beschäftigungsmöglichkeit für über 100 Menschen, Ausgangspunkt für die Herstellung von Torfballen, für deren Abtransport jährlich zahlreiche Güterzüge benötigt werden.

Das ist die stolze wirtschaftliche und soziale Bilanz der von Karl Reimann gegründeten „Niedersächsischen Torfbetriebs-G.m.b.H. Torf ist der wertvollste Humusrohstoff unserer Zeit, für den Garten, den Gemüsebau, den Weinberg unersetzbar und zudem ein beachtlicher Exportartikel.

30.10.2025