Bürgerentscheid „Erhalt des Kurhauses mit Saal, Restaurant und Parkplatzrondell“ - Geschichte Kurhaus
Vom „Haus des Kurgastes“ zum „Kurhaus“
1966: Haus des Kurgastes
Im September 1966 wurde das Haus des Kurgastes eingeweiht. Inmitten einer Grünfläche zwischen Scharnhorst- und Hindenburgstraße gelegen, setzte es mit seinen beiden Eingängen und seinen großen Glasfronten darauf, eine Verbindung zwischen den Einrichtungen des Hauses des Kurgastes und der umgebenden Natur zu schaffen. Außer den Büro- und Verwaltungsräumen der Kurverwaltung waren Baderäume, eine Sauna und eine medizinische Abteilung vorhanden.
Die Kreis- und Stadtbücherei fand endlich befriedigende Aufstellbedingungen für ihre 5.000 Bände aller literarischen Richtungen und Sachgebiete. Ein für 70 Personen bemessener Leseraum sollte auch für Vorträge, Konzerte und andere Veranstaltungen kultureller Art dienen. Bei sommerlichen Temperaturen lud die Dachterrasse ein, ihre Sitz- und Liegegelegenheiten zu nutzen und den wunderschönen Rundblick zu genießen. Die Rasenfläche am Haus des Kurgastes bot sich an, hier Kurkonzerte zu veranstalten. Sie erlebten in der Saison 1968 ihre Premiere.
1975: Erweiterung des Hauses des Kurgastes
Nach knapp einem Jahrzehnt wurde es erforderlich, das Haus des Kurgastes für 800.000 DM mit einem Anbau zu versehen und die Badeabteilung um mehr als das Doppelte zu erweitern. Der Leseraum fand im Obergeschoss des Anbaus Ergänzung durch einen 80 m² großen Vortrags- und Fernsehraum. Auch an eine Hausmeisterwohnung wurde gedacht.
1980 entstand dann der Musikpavillon, zwei Jahre später erfuhr der Sebastian-Kneipp-Platz eine Umgestaltung.
1985: Das Haus des Kurgastes wandelt sich mit dem neuen Saal zum Kurhaus
Durch erhebliche Erweiterungen wurde 1985 aus dem Haus des Kurgastes das Kurhaus. Mit einem Aufwand von 6,2 Millionen DM wurden der 350 Personen fassende Kursaal, das Foyer, Künstlergarderoben, das Restaurant, vier Kegelbahnen und die Vergrößerung der Stadtbücherei auf die doppelte Fläche geschaffen. Der Erweiterungsbau umfasste bei einer Gesamtnutzfläche von 2.200 m² einen umbauten Raum von 12.600 m³.
Privatisierung der Badeabteilung
Die auch weiterhin im „Altbau“ untergebrachte Badeabteilung wurde zum 1. Januar 1994 privatisiert. Heute wird sie in Form einer Gesundheitspraxis mit einem interdisziplinärem Team bestehend aus Physiotherapeuten, Ergotherapeuten sowie lizenzierten Fitnesstrainern betrieben.
Die Privatisierung fiel in eine Zeit, in der die meisten privaten Sanatorien und Kurheime schlossen bzw. umgewandelt wurden. Lediglich die Klinik Fallingbostel konnte über die Jahre hinweg den Herausforderungen des ständigen Wandels im Gesundheitswesen Stand halten und eine positive Entwicklung nehmen. All dies waren untrügliche Zeichen, wie sehr sich das Kurwesen wandelte und in seiner klassischen Ausprägung von immer geringerer Bedeutung für den Fremdenverkehr in Bad Fallingbostel wurde.
Verpachtung von Kursaal, Restaurant und Musikpavillon 2009
2009 wurden der Kursaal, das Restaurant, die Kegelbahnen, die Außenterrasse und der Musikpavillon mit den dazu gehörenden Räumlichkeiten zur Betreibung einer Veranstaltungsstätte und eines Gastronomiebetriebes an die jetzige Betreiberin verpachtet.
Die Nutzung des Kursaales durch Kulturanbieter wie die TriBuehne, die Meisterkonzerte und den Kulturring war stark rückläufig. Um Theatergastspiele zu vertetbaren Kosten anbieten zu können, verständigten sich die Städte Bad Fallingbostel und Walsrode, die Theatergastspiele nur noch in der mehr Plätze bietenden Stadthalle Walsrode durchzuführen. Lediglich in der aktuellen Saison, in der die Stadthalle wegen Umbauarbeiten nicht genutzt werden kann, finden Theateraufführungen der TriBuehne im Kursaal statt. Die Meisterkonzerte hatten sich schon 2001 zurückgezogen, da der Publikumszuspruch trotz international bekannter Künstler nicht mehr den Erwartungen entsprach. Der Kulturring verlegte seine Veranstaltungen in den Ratssaal, weil dort eine intimere Atmosphäre geboten werden konnte. Wie sehr dies den Wünschen des Publikums entspricht, zeigt sich gerade bei klassischen Konzerten am Sonntagnachmittag, die auch von Walsrodern und Bomlitzern gern besucht werden.
Sanierungsbedarf und Haushaltskonsolidierung
2012 zeigte immer deutlicher, dass auf den Rat die Grundsatzentscheidung zukam, wie es mit dem Kurhaus weitergehen sollte. Einige Teilbereiche des 1. und 2. Bauabschnitts und die technischen Anlagen entsprachen nicht mehr den aktuellen Anforderungen und den derzeitigen Nutzungen. Um hier fachlich ermittelte Kostengrößen zu erhalten, wurde bei einem Ingenieurbüro eine konzeptionelle Beratung zur Sanierung des Gebäudebestandes in Auftrag gegeben.
Zunächst einmal nur für die beiden ersten Bauabschnitte wurde von einem Ingenieurbüro u. a. für erforderlich gehalten:
- Erneuerung der Elektroinstallation und der Ersatz des Trinkwasser-Leitungsnetzes und Sanitärinstallationen
- Ersatz von Aluminium-Fensterelementen und Nachdämmung von Flachdachflächen
- Installation separater Heizzentralen, Aufrüstung der Beleuchtungs- und Sicherheitsbeleuchtungsanlage, Nachrüstung eines Personenaufzuges.
- Energetische Optimierung der Außenwände und Einbau von Lüftungsanlagen
Dies hätte nach Angaben des Ingenieurbüros zum damaligen Zeitpunkt Kosten von rd. 1,2 Mio. € verursacht.
Angesichts dieser Größenordnung wurde in dem vom Rat am 17.12.2012 verabschiedeten Haushaltssicherungskonzept 2013 festgelegt, nicht nur die zukünftige Verwendung und notwendige Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen zu prüfen, sondern auch über eine mögliche Veräußerung des Kurhauses nachzudenken.
Seit bald sieben Jahren ist also öffentlich bekannt, dass es keinen Bestandsschutz für das Kurhaus in seiner gegenwärtigen Gestalt und Verwendung mehr gibt!
Zu einer Grundsatzentscheidung kam es jedoch nicht, so dass sich die gleiche Formulierung wie im Haushaltssicherungskonzept 2013 auch in jenen der Folgejahre findet.
Ausführlicher wurde auf das Kurhaus dann im aktuellen Haushaltssicherungskonzept 2019 eingegangen, das vom Rat nach langen, intensiven Diskussionen am 11.12.2018 verabschiedet wurde. Die Maßnahmenbeschreibung schließt mit dem Hinweis: „Investitionen und aufwendige Unterhaltungsmaßnahmen sind bis zu einer endgültigen Entscheidung über das Kurhaus zurückzustellen. Ausnahmen hiervor bedürfen eines Ratsbeschlusses.“
Bevor er sich weiter festlegte, benötigte der Rat aktualisierte Angaben über den Umfang der in allen drei Bauabschnitten erforderlichen Sanierungsmaßnahmen. Wegen der Vertrautheit mit der Immobilie wurde das gleiche Ingenieurbüro wie 2012 mit der Erstellung einer konzeptionellen Voruntersuchung beauftragt. Das Ingenieurbüro kam zu dem Ergebnis, dass für alle drei Bauabschnitte insgesamt Maßnahmen mit einem Volumen von rd. 5,8 Mio. € umzusetzen sind. Dabei geht es zum einen um Sanierungsmaßnahmen und Schadensbehebung, in vielen Bereichen musste aber auch neuen Vorschriften Rechnung getragen werden.
Einer solchen konzeptionellen Voruntersuchung kommt die Aufgabe zu, aufzuzeigen, was gemacht werden müsste, welche Maßnahmen einzuleiten sind und welche Kosten dadurch zu erwarten sind. Dies ist der erste Schritt, bevor dann nach Abwägung der vorgebrachten Gesichtspunkte durch die Politik mit der detaillierten Projektplanung, den Ausschreibungen und schließlich der eigentlichen Bauphase begonnen werden kann. Dabei wird der Kostenrahmen konkretisiert. Üblicherweise wird dies von Fachplanern erledigt. Die Tätigkeiten von öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen liegen eigentlich auf anderem Gebiet.
Gleichwohl wurde der Stadt von den Initiatoren des Bürgerbegehrens in einem Presseinterview vorgeworfen, durch die Beauftragung „bloß“ eines Planungsbüros, die „Unwahrheit“ verbreitet zu haben. Angesichts eines solchen, eine Sachauseinandersetzung erschwerenden „Arguments“ hat die Stadt bei einem von der IHK Lüneburg-Wolfsburg öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen eine Immobilienbewertung, also eine gutachterliche Stellungnahme zur Beurteilung der notwendigen Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen in allen Teilen des Kurhauses, in Auftrag gegeben.
Das Kurhaus-Gutachten liegt jetzt vor. Für seine Präsentation wurde eine eigene Seite auf der Homepage unter dem Titel "Gutachten Gebäudezustand Kurhaus".